2. Etappe 11. – 14. Juli
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2 . S o m m e r w e r k s t a t t i n K ö h l i n g e n
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Am Do, 11. Juli kam zufällig Jan-Christoph mit einer Heuladung auf seinem Trecker am See vorbei und fragte uns womit er helfen könne? Natürlich der Umzug nach Köhlingen!
Das Hauszelt-Gestell passte vollständig auf den Hänger. So landete es, ohne dass wir es auseinander bauen mussten, direkt in Köhlingen. Dabei lief alles ohne Leerfahrt. Denn auf dem Hinweg hatte der Bauer uns seine Baumstangen gebracht, die wir gleich für das geplante Baumhauses auf den dafür vorgesehenen Holzlagerplatz am Zaun des Spielplatzes legen konnten.
Ventschau mit Eleganz und Charme: Zum Abendessen brauchten wir noch ein Ei und bewunderten den schönen gestalteten Stand an der Straße, der leider schon leer war. Da bekamen wir doch glatt ein Ei geschenkt. Vielen Dank!
Ein Teetisch auf einem Baumstumpf: feinstes chinesisches Teeblatt wurde im Freien in einer kleinen Zeremonie serviert. Dazu brachten Nachbarn selbst gebackenen Butterkuchen. Aus unterschiedlichen Ortsteilen gab es unterschiedlichen Butterkuchen und sogar Buttermilchkuchen. Es gab Kaffee im Garten und Sommersuppe mit chinesischen Silberohrpilzen und deutschen schwarzen Johannisbeeren.
Der Baum unter der schiefen Pappel in Köhlingen spendete kühlen Schatten bei der Arbeit. Nun will die Gemeinde diesen Baum fällen und dafür eine Linde pflanzen. Der “schiefe Turm” von Köhlingen sei zu gefährlich. Eine vor Ort angebrachte Baummarkierung kennzeichnet nun das Niveau auf dem der alte Baum abgesägt werden könnte, damit er als Stütze für eine Überdachung des idyllischen Platzes dient. Man könnte einen kleinen Dorftreff, einen Verweilplatz einrichten und hier Obstsäfte, Erfrischungen, frisch gepflücktes Obst oder gar Eis anbieten.
Baumstümpfe, so wurde in Gesprächen thematisiert bieten durch ihre Pilze und Mikroben, die Wärme entwickeln einen Ort der ein Kleinklima schafft. Dann könnte man an dieser Stelle möglicherweise eine Feige pflanzen. Oder mediterrane Kräuter, die es sonst hier im Winter nicht schaffen.
Kinder aus Ventschau kommen zum Spielen nach Köhlingen und treffen Kinder, die in den Ferien ihre Großeltern besuchen. Wir haben uns mit den Ventschauer Eltern abgesprochen und lösen uns im Bringen und Abholen der Kinder ab. Bauer Andreas am Ort hat zugesagt, dass sie Steine klopfen könnten und sich auf dem Trümmern der abgerissenen Scheune seines Hofes “austoben”dürfen. Nebenbei lernen sie, wie man geschickt den Mörtel abklopft und noch brauchbare Steine aufschichten kann. Später beobachten sie die Rinderfamilie auf Pahlows Bio-Hof.
Interessante Ideen für eine Sommer-Dorfschule werden in gemeinsamen Gesprächen formuliert. Man könnte in der Gemeinde an die Form der Sommerwerkstätten anknüpfen und mit älteren und jüngeren z.B. arbeitslosen Leuten aus der Gemeinde, mit Großeltern und Nachbarn Termine im Sommer vereinbaren, an denen Kinder kommen und gebracht werden, die zusammen die Gegend erkunden und als Standort einen der eingerichteten Dorftreffplätze nutzen. Sie malen, basteln, streifen umher, trinken feinen Tee und spielen im Schatten eines Baumes. Wissen und Erfahrung werden so spielerisch von einer Generation an die andere weiter gegeben. Nachbarn treffen sich, sprechen sich ab und machen sich´s nett.
Eine Idee aus der Ventschauer Sommerwerkstatt wurde sofort umgesetzt. Ein Schlagzeug für eine offene Dorfband wurde ausgeliehen und im Proberaum bei Peter in Ventschau installiert. Gitarre, Bass und Schlagzeug wurden mit ein paar Songs getestet und es hat Spaß gemacht. Möglicherweise könnte demnächst mit der neuen Besetzung der Dorfband eine spontane Session stattfinden. Unplugged und mit plattdeutschen Texten zum Mitmachen auf dem Dorffest oder an einem der kleinen sich entwickelnden Dorftreffpunkte – abends bei sonnigem Wetter -. Wir suchen ganz unverbindlich noch interessierte Mitspieler: einen Gitarristen, einen Bassisten, einen Keyboarder, oder auch einen Akkordeonspieler. Wer hat Lust mit zu machen?
In vergangenen Zeiten so erzählen die “Alten” in Köhlingen haben sie, oder waren es ihre Kinder, hinter dem Haus einen Ofen aus Steinen gebaut und darauf gekocht. Ja, wenn die alte Eiche auf dem Lütjens-Hof erzählen könnte, die, man weiß es nicht so genau, bestimmt schon über 1000 Jahre alt ist. Auf Sanskrit heißt 1000 Jahre oder der/die Tausendjährige “Shatakratu” und wird als Ausdruck für hunderfache Erkenntnis, für Vollkommenheit und das Erreichen des Zieles verwendet.
In Köhlingen gibt es nun eine Kinder-Geheimwunsch-Kiste mit einer Ideenschaukel auf der man sitzend und zupfend durch Gewichtsverlagerung unterschiedliche Töne erzeugen kann. Das war nicht so geplant aber hat plötzlich funktioniert. Gemeinsamer Aufbau inklusive. Die Teekiste obendrauf fungiert als klangvoller Resonanzkörper.
Wir haben uns als erste Etappe des Projektes “Von Haus zu Haus” einen Zeitraum von 49 Jahren gesetzt. So lässt es sich freier arbeiten, ohne die Last alles gleich perfekt verwirklichen zu müssen. Ziele und Wünsche können sich wandeln. Ideen dürfen auch über die eigene Erlebensgrenze hinaus weitergereicht werden. Jetzt seid Ihr (wer?) sozusagen dran. Die Eiche steht schon da.
Abflug in die Freiheit. Das Hähnchen wird zum Flieger, der aus seinem Hangar startet. Diese Bildidee musste unbedingt umgesetzt werden. Äußerst hilfreich erwies sich der Seil- oder besser Fadentrick zum Sichtbarmachen der zentralperspektivischen Linienkonstruktion, die hier parallel zu Leonardos Abendmalsfresko ihr Zentrum auf die Hauptperson, in diesem Fall also auf das zum startende Hähnchen ausrichtet.
In der Gemeinde sind andererseits alle wichtig – nicht nur die Hähnchen mit den Gedanken an Freiheit und ein selbst bestimmtes Leben – und spielen eine Rolle. Piet hat versucht mit einem Bild aus Kreisen und Sichtstrahlen zu veranschaulichen, wie einzelne Gemeindeteile und wie diese Sicht sich das Sehen ändert. Dieser mulitperspektivische Aspekt fußt im übrigen auf einem Land-Art-Stück von Michael Heizer, der genau diese Kreise mit dem Rennmotorrad in den Wüstensand Nevadas zeichnete.